Christiane John

Wolfgang Suttner

Eröffnungsrede zur Ausstellung Elemente in der ART Galerie Siegen am 08.09.2019

 

Herzlich willkommen zur Ausstellung von Christiane John ! Herzlich willkommen inmitten von Landschaften und „Himmelschaften". Ich denke, wir sind uns einig: wer am Sonntagmorgen gut gelaunt eine Ausstellung besucht, der will besser gelaunt weg gehen und nicht durch kunsthysterisches Wort-Gewölk des Redners in eine vermeintliche „Dummi-Position" versetzt werden. So will ich mir Mühe geben: Christiane Johns Bilder sollen auf unsere Sinne wirken und ich will einige Sinnlichkeits- oder Erkenntnis-Hinweise geben!!

 

Die Landschaft ist trotz vieler anderer Spielarten der modernen Kunst immer noch eines der beliebtesten Genres der Malerei und durchaus auch der modernen Künstlerfotografie.

 

Nun stellen Sie sich vor, sie sind unterwegs: Wir alle kennen das: Sie fahren über eine Bergkuppe oder durch ein Felsental und vor Ihnen weitet sich ein Panorama in einer wunderbaren Komposition. Vielleicht rufen Sie aus: malerisch!. Sie werden verzaubert. Früher war man diesen Eindrücken hilflos ausgeliefert, es gab nur das Staunen. Seit der Erfindung der schnellen Fotografie macht man ein Bild und glaubt, man hätte alles erfasst. Später ist man enttäuscht. Es war doch viel eindrucksvoller!! Großartiger !!!

 

Vielleicht haben die Künstler früherer Jahrhunderte auch deshalb Landschaften so stark dramatisiert dargestellt. Man wollte den Ausdruck der Landschaften haben, in den richtigen Eindruck verwandeln und natürlich auch das Unfassbare darstellen.

 

Christiane John macht etwas Ähnliches: ihre Landschaften und Himmelschaften geben unser Imagination Raum und Tiefe. Ihre erinnerten Landschaften – selten malt sie vor Ort – sind immer menschenleer, doch ist die Malerin dabei, oder bei uns. Wie man will.

 

Durch ihren  Pinselgestus erinnert sie daran, dass es auch ihre Sicht ist. Hier wird Landschaft nicht imitiert. Hier wird der Landschaft nachgespürt.

 

Christiane John versucht, Zeichenhaftigkeit zu vermeiden. Alles fließt !! Ist verwoben ! Durch die Verwendung von Ultramarin-Blau, Grün und ihrem geliebten Van Dyke Braun entsteht in vielen ihrer Bilder eine Art lichte Dunkelheit. Eine Kritikerin schrieb mal dazu: „Vielleicht das lichteste Dunkel der Welt", „dieses Dunkel hat die Kraft andere Farben zu erheben und zu erleuchten".

 

Wir sehen das besonders in ihren Mondbildern. Manchmal geht mit ihr auch das Temperament durch und es entstehen Bildeffekte wie bei der PinkWolke vor dem Grün. Da wird es schon expressionistisch.

 

Christiane Johns Bilder haben eine Licht-Schatten-Dramaturgie, die nie mit dem Holzhammer kommt. Sie zieht uns, besonders in den braun-grünen Bildern tief in die Landschaft hinein, vielleicht einen tieferen Eindruck, als wenn man vor Ort wäre. Besonders interessant sind ihre Himmelsbilder, ihre Mondlandschaften oder wie man das nennen mag. Hier kommt ihr Anliegen besonders zum Ausdruck. Christiane John will sich, wie sie mir sagte, „dem Rande der Welt annähern", andeuten, dass da „etwas viel Größeres" hinter der Natur steht. Sind es die Wolken-Gesichter oder ein gieriger Schnabel. Es gibt in vielen Bildern eine Art Auge, ein Mondlicht, das uns hineinzieht in eine Ebene hinter dem Bild! Und auch hier wieder das ganz besondere Schwarz.

 

Einen  Kontrast zu den grün-braunen Bildern setzen auch ihre Sonnenuntergänge, zu denen sie sagt: "Ich will nicht kitschig werden". So können wir beruhigt konstatieren: Sie wird es auch nicht ! Die orange-roten Explosionen wirken wie vorbeiziehende Kraftströme, energetische Himmelserscheinungen, die in ihrer Kraft kaum besser darzustellen sind!! Eine eigene Gruppe ihrer Arbeit, und wir sehen hier nur einen Ausschnitt davon, das meiste wird sich noch in ihrem brandenburgischen Atelier in Wittstock befinden, das sind die Baumstrukturen !! Bilder von ungemeiner Bewegungskraft jenseits jedes konventionellen Verständnis vom Baum!! Da ist keine Abstraktion zu sehen, sondern etwas, das auch Cezanne gemacht hat: Das Hernehmen von Naturstrukturen zur Organisation eines lebendigen Bild-Organismus.

 

Alles in allem kann ich abschließen: es ist gut, dass Helga und Thomas Kellner die Siegenerin Christiane John in ihre Galerie geholt haben. Sie lebt zwar in Berlin, aber verflixt noch mal: Es wurde doch Zeit, dass sie auch mal in Siegen ausstellt ! Vielleicht lässt sie sich überreden, in Zukunft nicht nur Oder-Landschaften oder den Nachthimmel über Pankow zu malen, sondern sich auch mal von Sauerlandschaften begeistern zu lassen.

 

Sollten Beschwerden an der Malerei der Künstlerin vorliegen, so wenden Sie sich an ihren Professor, den Herrn Baselitz. Sollte es Lob geben, besprechen Sie das mit Christianes Kunsterzieher vom Rosterberg-Gymnasium, der hier vor Ihnen steht.

 

Wolfgang Suttner

 

Siegen. Für die Ausstellung am 8. September 2019 um 11:00 Uhr.